Arten des Auslandsstudiums

Es gibt viele verschiedene Optionen für einen Studienaufenthalt im Ausland. Von einem Auslandssemester über eine Summer Session oder einen kurzen Sprachkurs in den Ferien bis hin zu einem kompletten Bachelor- oder Masterstudium in der Ferne ist alles möglich. Um herauszufinden, welche Art des Auslandsstudiums im Einzelfall am besten passt, lohnt sich ein näherer Blick auf die einzelnen Studienmöglichkeiten.

110 Hochschulen im Ausland

Teilstudium im Ausland

Ob Summer Sessions, Auslandssemester, Sprachkurs oder Vollstudium - es existieren viele verschiedene Arten des Auslandsstudiums und jedes Programm hat seine Vorteile.

Ein Teilstudium im Ausland ist möglich als:

  • Auslandssemester
  • Auslandsjahr
  • Academic Gap Year
  • Summer Session

Die Dauer des Aufenthalts variiert dabei zwischen mehreren Wochen und bis zu einem Jahr. Wer sich für diese Form des Auslandsstudiums entscheidet, verbringt also einen überschaubaren Zeitraum im Ausland. Dieser kann je nach den persönlichen Wünschen und Möglichkeiten etwas länger oder kürzer ausfallen.

Auslandssemester und Auslandsjahr

Das Auslandssemester oder auch das Auslandsjahr ist nach wie vor der „Klassiker“ in Sachen Auslandsstudium. Bei dieser äußerst beliebten Studienform verbringt man während des Studiums ein oder zwei Semester an einer ausländischen Hochschule. Ein Semester kann je nach Land und Hochschule drei bis sechs Monate dauern. In der Regel besuchen Semesterstudenten drei bis fünf Kurse pro Semester, die im Idealfall auf das Studium an der Heimathochschule anrechenbar sind. Wer auf die Anrechnung der ausländischen Studienleistungen angewiesen ist, sollte unbedingt im Vorhinein klären, welche Kurse dafür in Frage kommen. Eine gute Planung und Absprache mit der Heimat- und der Gasthochschule helfen dabei, unnötigen Stress zu vermeiden und den Zeitverlust für das Studium in der Heimat gering zu halten.

Wer nicht auf die Kursanrechnung angewiesen ist, ist bei seiner Wahl natürlich etwas freier. Häufig ist es bei Auslandssemestern möglich, Kurse aus anderen als dem eigenen Studiengang zu wählen. So können Studierende ihren Horizont erweitern und in andere Fächer hinein schnuppern. Auch wer in seinem Studium in der Heimat bestimmte Themen vermisst, findet diese möglicherweise im Ausland und kann sein Profil entsprechend erweitern.

Academic Gap Year

In Ländern wie den USA, Kanada, Neuseeland, Australien, Großbritannien und Irland entwickelt sich das sogenannte Academic Gap Year zu einer immer beliebteren Studienoption. Es handelt sich um eine besondere Form des Auslandsjahrs, das explizit für Abiturienten, teilweise auch für Schulabgänger mit Fachhochschulreife, angeboten wird.

Gap-Year-Programme bieten die Möglichkeit, für ein oder zwei Semester an einer Hochschule im Ausland "auf Probe" zu studieren und in unterschiedliche Fächer hineinzuschnuppern. Der große Vorteil gegenüber eines Auslandsjahrs: Gap-Year-Studenten müssen nicht an einer Hochschule in Deutschland eingeschrieben sein. Sie können fächerübergreifend Kurse im Ausland besuchen und sich im Anschluss an das Academic Gap Year entscheiden, welches Studienfach das Richtige für sie ist. Unter Umständen ist es sogar möglich, sich die an der ausländischen Hochschule erbrachten Leistungen anschließend anerkennen zu lassen.

Auch stellt ein Academic Gap Year eine sehr gute Möglichkeit dar, Wartesemester zu überbrücken und die Zeit dafür zu nutzen, wertvolle Auslandserfahrung zu sammeln und die Englischkenntnisse zu verbessern.

Summer Sessions

Summer Sessions sind vor allem in den USA, Kanada und Großbritannien verbreitet. Diese Art des Auslandsstudiums wird aber zunehmend auch in weiteren Ländern angeboten.

Es handelt sich dabei um eine Art komprimiertes Auslandssemester, das in der eigentlich vorlesungsfreien Zeit im Zeitraum zwischen Mai und September absolviert werden kann. Mit einer Dauer von meist fünf bis sechs Wochen lässt sich eine Summer Session oftmals in die deutschen Semesterferien zwischen Sommer- und Wintersemester integrieren. Gelegentlich kann die Dauer auch bis zu zehn Wochen betragen, dies ist jedoch eher die Ausnahme. Wer also aus zeitlichen oder anderen Gründen kein ganzes Semester im Ausland verbringen kann, ist mit einer Summer Session gut beraten.

Bei einer Summer Session belegen Studierende zwei bis drei Kurse aus dem regulären Studienangebot der Hochschule. Die Kurse werden mit den regulären Credit Points abgeschlossen. Somit ist auch bei einer Summer Session nach vorheriger Absprache mit der Heimathochschule eine Anrechnung der ausländischen Studienleistungen meist möglich.


Vollstudium im Ausland

Eine andere Art des Auslandsstudiums stellt das Vollstudium im Ausland dar. Wer länger als ein Jahr ins Ausland gehen und sein komplettes Studium dort verbringen möchte, kann an einer ausländischen Hochschule einen Bachelor- oder Masterabschluss erwerben oder auch promovieren.

Bachelor im Ausland

Der Bachelor ist ein weltweit üblicher Studienabschluss. Seit der Umsetzung der Bologna-Reform ist er auch in Deutschland und Europa flächendeckend etabliert. Das Bachelorstudium führt in der Regel zum ersten akademischen Abschluss. Man kann es direkt nach Erwerb der allgemeinen Hochschulreife (Abitur), der fachgebundenen Hochschulreife (Fachabitur) oder - je nach Land und Hochschultyp - auch der Fachhochschulreife aufnehmen.

Die Studiendauer variiert beim Bachelor meist zwischen drei und vier Jahren. So sind es in Europa, Australien oder Neuseeland meist drei Jahre, in den USA sind hingegen vier Jahre üblich. Der amerikanische Bachelor unterscheidet sich auch inhaltlich von den Bachelorstudiengängen anderer Länder: In den ersten zwei Studienjahren besuchen Studierende hier vor allem allgemeinbildende Kurse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen. Erst ab dem dritten Studienjahr konzentriert sich das Studium auf das gewählte Studienfach. Eine solche fachliche Unterteilung gibt es in anderen Ländern in der Regel nicht.

Mit dem Bachelor of Honours gibt es noch eine weitere Sonderform des Bachelors. Sie ist in Großbritannien und anderen Ländern, die sich am britischen Studiensystem orientieren wie Australien, Neuseeland oder Kanada, verbreitet. Die konkreten Modalitäten können zwischen den einzelnen Ländern variieren. Es sind jedoch in jedem Fall sehr gute Studien- und Prüfungsleistungen für das Erlangen dieses Abschlusses erforderlich.

Wer sich für ein Bachelorstudium im Ausland entscheidet, sollte sich unbedingt vorher über die Anerkennungsmöglichkeiten in Deutschland informieren. Bleibt man im europäischen Ausland, ist die Anerkennung dank der Bologna-Reform und EU-weiter Kooperationsabkommen meist recht unproblematisch. Bei Abschlüssen aus dem außereuropäischen Ausland gibt es in der Regel keine entsprechenden Abkommen mit Deutschland. Hier ist eine besonders gute vorherige Recherche zu den Anerkennungsmöglichkeiten ratsam.

Master im Ausland

Der Master ist ebenfalls ein weltweit verbreiteter Studienabschluss, der seit der Bologna-Reform auch in Deutschland und Europa vorherrschend ist. Beim Masterstudium handelt es sich um ein weiterführendes Studium, für das in der Regel ein Bachelorabschluss die Zugangsvoraussetzung darstellt.

Die Studiendauer variiert beim Master zwischen einem und zwei Jahren. Im englischsprachigen Ausland, wie beispielsweise in Großbritannien, USA oder Australien, wird größtenteils zwischen zwei verschiedenen Arten des Masterstudiums unterschieden: Der Master by Coursework besteht vor allem aus Lehrveranstaltungen, während beim Master by Research die eigenständige Forschungsarbeit im Vordergrund steht.

Es gibt ein sehr großes Angebot an Masterspezialisierungen im Ausland. Nicht alle davon werden auch in Deutschland angeboten, sodass der Schritt zu dieser Art des Auslandsstudiums nicht selten Möglichkeiten eröffnet, die es zuhause nicht gibt.

Besonders hervorzuheben sind Studiengänge wie der Master of Business Administration (MBA) oder der Master of Laws (LL.M.):

  • Der MBA ist ein praxisorientierter Master auf dem Gebiet der Unternehmensführung, der für Führungs- und Managementpositionen qualifiziert. Zugangsvoraussetzung ist ein Bachelorabschluss egal welcher Fachrichtung, auch Berufserfahrung kann verlangt werden.
  • Der LL.M. ist eine internationale Zusatzqualifikation für Juristen und vor allem für diejenigen interessant, die in international arbeitende Großkanzleien oder Unternehmen einsteigen möchten. Zugangsvoraussetzung für den LL.M. ist für deutsche Bewerber in der Regel das erfolgreich bestandene erste juristische Staatsexamen.

Auch beim Auslandsmaster sollten Interessenten sich vorher über die Anerkennungsmöglichkeiten in Deutschland informieren. Bei Arbeitgebern in der freien Wirtschaft ist eine formale Anerkennung des Abschlusses zwar meist weniger wichtig als die erlangte Auslandserfahrung. Für Stellen im öffentlichen Dienst oder auch die Aufnahme eines Promotionsstudiums ist die Anerkennung jedoch essentiell.

Promotion im Ausland

Auch ein Promotionsstudium kann man vollständig im Ausland absolvieren. Die Promotion schließt in der Regel an ein Masterstudium an. In manchen Ländern kann man auch mit einem Bachelor of Honours schon in das Promotionsstudium einsteigen. Kern der Promotion ist mit der Dissertation eine umfangreiche Forschungsarbeit, die in ihrer Disziplin neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern muss.

Im englischsprachigen Ausland heißt der Doktorgrad in den meisten Studienfächern Doctor of Philosophy (PhD). Das PhD-Studium dauert in der Regel zwischen drei und vier Jahren.

Ein PhD im Ausland ist vor allem für diejenigen eine geeignete Art des Auslandsstudiums, die eine internationale Karriere in der Forschung oder Wirtschaft anstreben. Der PhD-Titel ist international wesentlich bekannter als der deutsche Doktorgrad und die erworbene Auslandserfahrung ist ein weiterer großer Pluspunkt für eine Karriere weltweit. In Deutschland wird ein PhD in der Regel als Promotion anerkannt, nur die Bestimmungen zur Führung des Hochschulgrades müssen beachtet werden: Der PhD darf als Namenszusatz geführt werden, zum Führen des deutschen Dr. berechtigt er jedoch nicht in jedem Fall.

Aufbaustudiengänge im Ausland

Im vielen Ländern sind Aufbaustudiengänge als Zusatzqualifikation und kürzere Alternativen zum Master weit verbreitet. Zugangsvoraussetzung ist ein erster Studienabschluss, in der Regel also der Bachelor. Aufbaustudiengänge werden in so gut wie allen Fachrichtungen angeboten. Sie ermöglichen eine Spezialisierung oder Verbreiterung des Wissens oder auch eine Umorientierung hin zu einem anderen Fachgebiet.

Im englischsprachigen Ausland werden Aufbaustudiengänge häufig als (Post-) Graduate Certificates oder (Post-) Graduate Diplomas bezeichnet. Die Studiendauer variiert zwischen mehreren Monaten und einem Jahr und ist somit recht kurz.

Ein Aufbaustudium im Ausland kann eine Alternative zum meist längeren Masterstudium sein. Allerdings werden die (Post-) Graduate Certificates und (Post-) Graduate Diplomas in Deutschland in der Regel nicht als akademische Abschlüsse anerkannt. Wer allerdings lediglich eine Zusatzqualifikation im Ausland erwerben möchte, um seinen Lebenslauf aufzuwerten, kann mit einem Aufbaustudium gegebenenfalls Zeit und Geld sparen.


Weitere Arten des Auslandsstudiums

Abgesehen vom Teil- oder Vollstudium im Ausland gibt es noch weitere Optionen für einen Studienaufenthalt in der Ferne.

Weiterbildungen

Eine berufliche Weiterbildung im Ausland ermöglicht es, Auslandserfahrung und die Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen mit einer fachlichen Zusatzqualifikation zu verbinden. Diese Form des Auslandsaufenthalts eignet sich vor allem für:

  • Hochschulabsolventen
  • Berufseinsteiger
  • Berufstätige

Eine Weiterbildung im Ausland dauert meist zwischen mehreren Wochen und mehreren Monaten. Sie kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn man im bisherigen Bildungsverlauf noch keine Auslandserfahrung sammeln konnte und das noch nachholen möchte.

Firmenschulungen

Unternehmen können für ihre Mitarbeiter speziell auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmte Firmenschulungen bei ausländischen Hochschulen buchen. Dabei kann es sich um Sprachkurse oder fachliche Weiterbildungskurse handeln. Firmen haben außerdem die Wahl, ob sie Kurse aus dem normalen Veranstaltungsangebot der Hochschule wählen oder sich ein eigens auf die Firma zugeschnittenes Seminarprogramm zusammenstellen. Eine weitere Option ist es, Dozenten einer ausländischen Hochschule vor Ort in die Firma zu holen und die Seminare dort stattfinden zu lassen. Das ist logistisch bequemer, der Vorteil der physischen Auslandserfahrung fällt dann allerdings weg.

Sprachkurse

Eine sehr weit verbreitete Art des Auslandsstudiums sind Sprachkurse. Sprachkurse an ausländischen Universitäten ermöglichen den Erwerb oder die Vertiefung von Fremdsprachenkenntnissen. Die Teilnehmer haben nicht nur im Kurs selbst mit der fremden Sprache zu tun, sondern müssen sich gleichzeitig auch im Alltag darüber verständigen. Dadurch ist der Lerneffekt hier besonders groß. Zudem können sie hier schon einmal Campusluft schnuppern. Die Ausrichtung der Sprachkurse ist an einer Universität meist deutlich akademischer geprägt als anderswo.

Sprachkurse können der Vorbereitung auf ein anschließendes Auslandsstudium dienen, wenn man sich im Gebrauch der fremden Sprache noch nicht sicher genug fühlt. Häufig werden auch Programme angeboten, die gezielt auf Sprachtests wie den IELTS oder den TOEFL vorbereiten.

Studienvorbereitungen

Kurse zur Studienvorbereitung gibt es an vielen Hochschulen im Ausland. Sie dienen der sprachlichen und akademischen Vorbereitung auf ein Auslandsstudium: Zusätzlich zu sprachlichen Aspekten vermitteln sie auch wissenschaftliche Arbeitstechniken, um den späteren Einstieg in das Studium zu erleichtern.

Die Dauer variiert zwischen mehreren Wochen und mehreren Monaten. In Australien gibt es mit dem Foundation Year auch eine ganzjährige Variante.

Studienvorbereitungsprogramme können sinnvoll sein, um sprachliche und akademische Lücken vor Studienbeginn zu schließen. Absolventen eines solchen Programms erfüllen in der Regel auch die Zulassungsvoraussetzungen für die jeweilige Hochschule, manchmal auch für andere Universitäten des jeweiligen Landes.

Empfehlenswert ist diese Vorbereitungsform vor allem für Interessenten, die noch keine Studienerfahrung haben und sich davor scheuen, direkt in das Auslandsstudium einzusteigen.

Fern-/Onlinestudium

Einige ausländische Universitäten bieten ein Fern- oder Onlinestudium an. Diese Art des Auslandsstudiums bietet besonders ortsgebundenen Studenten die Möglichkeit, ohne einen Ortswechsel zumindest ein virtuelles Auslandsstudium zu absolvieren. Wer beispielsweise Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hat oder seinen Wohnort aus anderen Gründen nicht für längere Zeit verlassen kann, kann so trotzdem vom Studienangebot im Ausland profitieren.

Wer die Möglichkeit dazu hat, kann häufig auch Präsenzphasen oder ein ganzes Präsenzsemester an einer ausländischen Hochschule verbringen.

Das Angebot reicht von kurzen Weiterbildungskursen bis hin zu Vollstudiengängen. Grundsätzlich kann ein solches Fernstudium auch neben dem Beruf oder einem Präsenzstudium und während der Eltern-/Erziehungszeit von Kindern absolviert werden.

Da das Studium in der Regel in einer fremden Sprache stattfindet, kann man auf diesem Wege selbst ohne Präsenzphasen seine Fremdsprachenkenntnisse erweitern. Wer Präsenzphasen einstreuen kann, ist bei dieser Art speziellen Art des Auslandsstudiums natürlich zusätzlich im Vorteil.